Es gibt bei manchen Menschen vieleicht noch so eine Vorstellung, dass wenn Erwachen und Erleuchtung geschieht, dass dann auf einmal alles ganz toll ist, dass es keine Probleme mehr gibt, dass es Schmerz und Leid nicht mehr gibt. Das stimmt auch in einer Weise, nur ist es oftmals so, dass nach dem Erwachenserlebnis oder einer tiefen Transzendenzerfahrung ein Prozess startet, der eine Loslösung beinhaltet von dieser Welt, wie wir sie bisher erlebt und wahrgenommen haben.
Dieser Schmerz, das ist wie ein Abschiedsschmerz, weil die Welt, wie wir sie bisher erlebt haben, so nicht mehr erfahrbar für uns sein wird. Und es ist tatsächlich so, dass im Laufe des Prozesses Abschied genommen werden muss von dieser bisherigen Art und Weise der Welt gegenüberzutreten oder überhaupt sie zu erfahren. Und das ist ganz natürlich mit Trauer, Schmerz und Abschied verbunden. Und darum soll es hier gehen, um diese Phase des Prozesses des Aufwachens und des Erwachens.
Diesen Aufwachensschmerz kennzeichnen viele verschiedene Phänomene. Und wir wollen beschreiben, was in der eigenen Wahrnehmung während dieses Prozesses auftauchen kann.
Beginnen wir mit dem Freundeskreis. Es taucht zum Beispiel das Gefühl auf, dass man nicht mehr so viel mit seinem bisherigen Freundes- und Bekanntenkreis anfangen kann. Man hat das Gefühl, dass einem der Tiefgang in den Gesprächen fehlt. Man hat die Wahrnehmung, dass sich alle über so oberflächliche Themen unterhalten, das eventuell auch lustig finden und ganz fröhlich dabei sind. Aber man kann diese Fröhlichkeit und Lustigkeit gar nicht so richtig nachvollziehen. Man empfindet es eher wie so eine aufgesetzte Stimmung. Und da man selbst in einem tiefen inneren Zustand steckt, oder sich befindet, erscheint einem das eher ein bisschen oberflächlich. Und man spürt in sich, dass man mehr und mehr die Lust verliert, sich mit den früher so lieb gewonnenen Freunden und Bekannten und auch der Familie zu treffen. Es ist einem einfach zu langweilig.
Schmerzlich erfahren wir, dass unsere Welt- und Selbstwahrnehmung sich derart geändert hat, dass wir mit unseren alten Bekannten und der alten Welt nicht mehr viel anfangen können. Und manchmal kommen wir uns dann einsam vor, weil wir noch keine Neuorientierung vorgenommen haben und noch keine Idee haben, wie das weitergehen soll.
Und diese Gefühle sind ganz normal und auch schlüssig. Wenn wir so eine tiefgreifende Erfahrung machen, die wir vielleicht bis dahin noch nicht so oft gemacht haben oder jetzt zum allerersten Mal, dann gehört es dazu, um die Erfahrung integrieren zu können, dass wir uns in irgendeiner Weise daran anhaften. Gar nicht in dem Sinne, dass wir jetzt verbissen darangehen, aber in gewisser Weise ist es so, dass wir, um das zu vertiefen, uns fast nur noch mit dieser Erfahrung beschäftigen. Dass wir am liebsten nur noch darüber sprechen wollen, und uns mit anderen Menschen, die das auch erfahren haben, darüber austauschen wollen. Damit wir sozusagen eine Vertiefung auch auf dieser Ebene der Kommunikation in uns bewirken können. Und daher sucht man sich dann lieber Menschen, mit denen man sich darüber austauschen kann und andere Bekannte verlassen dann eher den Kreis. Das ist bei den meisten ein ganz bekanntes Phänomen, dass eben alte Freunde sich verabschieden, und neue dazu kommen. Und das gehört zu dem Vertiefungsprozess dazu.
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Ludmilla & Roland // Netzwerk-Erleuchtung Berlin