Das Thema ist Transzendenz, Reines Bewusstsein und die Erfahrung der Nicht-Erfahrung. Es dreht sich also um Begriffe, die in aller Munde sind, die sehr wichtig sind in der ganzen spirituellen Diskussion, auf die man auch immer wieder trifft, wenn man über eigene Erfahrungen spricht, über eigene Zustände und über den eigenen Entwicklungsweg. Wo wir aber festgestellt haben, dass da auch ein bisschen Verwirrung herrscht manchmal.
Der Eindruck kann entstehen, dass jeder etwas anderes damit meint. Wir berichten deshalb von unseren Erfahrungen, damit verstanden wird, wie wir das meinen und was wir damit benennen, wenn wir darüber sprechen.
Ludmilla: Es ist tatsächlich so, dass Transzendenz mit Hilfe der fünf Sinne nicht erfahren werden kann. Das Auge kann sie nicht sehen, das Ohr kann sie nicht hören, die Hände sie nicht ertasten, usw. Und doch ist da etwas, was nicht mehr von mir weicht. Es ist immer da. Und das war vorher in meiner Erfahrung nicht da. Das klingt ein bisschen paradox, weil es kann nicht weg sein. Es ist dennoch so, dass in meinem vorigen Leben, dem Leben vor dem Erwachen, die bewusste Erfahrung davon nicht vorhanden war. Und das ist jetzt anders. Es ist wie ein neuer Sinn, der entsteht. Ein neuer Sinn, der nichts mit den herkömmlichen fünf Sinnen zu tun hat. Etwas, das neu entsteht tief im Herzen vielleicht. Etwas, was sich immer selbst gewahr ist. Und etwas, das unendlich und still und immer präsent als unendlicher Raum da ist und die Dinge in sich geschehen lässt.
Roland: Für mich ist Transzendenz eine Erfahrung, und trotzdem ist es ein Widerspruch. Denn es ist im Grunde genommen ein Zustand. Ein Bewusstseinszustand. Ich merke, wenn ich mich der Transzendenz nähere, dass sich mein Geist schrittweise von den Erfahrungen der fünf Sinne löst. Auf dem Weg nach Innen verschwindet mehr und mehr die Wahrnehmung über die fünf Sinne. Es wird immer stiller, immer feiner. Ich tauche, vom Gefühl her, immer tiefer in mich ein. Und wenn die Grenze erreicht ist, wo überhaupt keine Erfahrung mehr möglich ist über die fünf Sinne und gleichzeitig die Bereitschaft da ist einen letzten Schritt zu gehen, loszulassen innerlich, ganz loszulassen, dann entsteht etwas ganz Merkwürdiges. Es ist wie ein Überschreiten einer Schwelle und ein Eintauchen in etwas Größeres.
Die Sprache bleibt zurück an diesem Tor, das Denken bleibt zurück, das Gefühl des Ich bin bleibt zurück und trotzdem ist der Zustand, der da auftaucht, ein Zustand von völlig klarem Dasein. Völlig klare reine Existenz.
So fühlt sich das an. Aber nicht über die fünf Sinne, die sind abgeschaltet, die ruhen. Das Ich, was vorher da war, transformiert sich zu einem neuen ICH, das sich aber nicht als begrenzt empfindet, sondern das unbegrenzt ist. Unbegrenztheit entsteht. Und Glückseligkeit entsteht. Und wie man das immer so schön sagt, Reines Bewusstsein entsteht. Und in dem Moment, wo das da ist, ist es völlig klar, dass das immer da ist. Und die Rückkehr aus diesem Zustand hinein in das kleine Ich, in die Erfahrbarkeit der fünf Sinne, ist eher mit einer Verwunderung verbunden, wo man da jetzt wieder gelandet ist.
Und so habe ich diesen Wechsel zwischen der Transzendenzerfahrung, also zwischen diesem Zustand der Transzendenz und der Erfahrung meiner Selbst, im Sinne von kleinem Ich und fünf Sinne und normale Wahrnehmung, als ein Hin- und Herswitchen erlebt. Ein Wechsel. Wobei diese Erfahrung der Transzendenz, dieser neue Bewusstseinszustand, am Anfang immer als Erinnerung geblieben ist und auch nicht vergessen wurde. Erst im Zustand des Erwachens ist er dauerhaft dageblieben, so als wenn zwei Bewusstseinszustände gleichzeitig da sind. Der Zustand der Transzendenz, der Unendlichkeit, des Reinen Bewusstseins parallel oder durchmischt mit der Erfahrung des kleinen Ichs und all seinen Sorgen und Nöten und Knoten und dem Wahrnehmen der Welt über die fünf Sinne.
Ludmilla: Es entsteht dadurch so eine Art Zeugenbewusstsein. Ein ganz neutrales, wertfreies Wahrnehmen von dem, was eben ist. Es bietet jenseits von dem kleinen, begrenzten Egotunnel, in dem wir ja gewohnt sind zu leben, einen Punkt eben außerhalb dieses Egotunnels, von dem aus Ich schaue. ES schaut. Dieser Betrachtungspunkt außerhalb ist auch im Sinne von Heilung ein ganz erheblicher Faktor. Weil sich tatsächlich erst von diesem Standpunkt aus wahrhaftige Heilung vollziehen kann. Weil das Licht des Gewahrseins die Verzerrungen des Egotunnels durchtränkt und sie transformieren kann. Erst dann ist die Fähigkeit wahrhaftiger Unterscheidungskraft vorhanden, mit der du das Selbst vom Nicht-Selbst trennst.
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Ludmilla & Roland // Netzwerk-Erleuchtung Berlin