Jemand, der sich von außen an das Thema Erwachen heranbegibt, der stolpert schnell über die Aussage, dass Erwachen das klare Erkennen sei, dass es keine Person gäbe, dass das Ich, das Ego eine Illusion sei, ein Gedankenkonstrukt.
In der Art von außen betrachtet, ohne eine eigene konkrete Erfahrung dazu zu haben, ist diese Aussage schwer zu verstehen und wird deshalb von einigen Menschen angezweifelt bzw. für nicht gut und für nicht lebenswert befunden. Andere wiederum finden diese Aussage faszinierend und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass endlich die Person, mit der sie im jetzigen Leben meist Schwierigkeiten haben, verschwinden möge.
Jeder, der eine Erfahrung des wahren Selbst gemacht hat, wenn auch nur vorrübergehend, der wird dagegen mit dieser Aussage etwas anfangen können, der wird diesen Geschmack von Ich-losigkeit kennen.
Nun muss der Begriff Ich-losigkeit geklärt werden, schon deshalb, damit er für die Menschen, die von außen auf das Erwachen schauen, nicht beängstigend ist und falsche Vorstellungen hervorruft. Es gibt viele Missverständnisse diesbezüglich.
Es wird gesagt, dass du verschwinden würdest beim Erwachen, dass du sterben wirst zu Lebzeiten, dass die Person verschwinde, und auch nicht mehr auftauche, und dass das Ego das eigentliche Hindernis sei und deshalb demontiert werden müsse. Das alles kann beängstigend sein, wenn man z.B. eine Familie hat und Kinder oder bestimmte verantwortliche Aufgaben im Beruf und andere Verpflichtungen. Es tauchen Fragen auf: Wie sollen die Aufgaben noch bewältigt werden, wenn Ich weg bin? Wie soll das Leben gelebt werden, ohne mich? Wie kann das gehen?
Wir können hier Entwarnung geben. Was mit diesen Aussagen des Verschwindens der Person gemeint ist, ist, dass du beim Erwachen in Kontakt kommst mit der Essenz des Lebens, mit dem, was du in Wahrheit bist und dabei die bisherige Identifikation mit der begrenzten Person, die du ausschließlich zu sein glaubst, verschwindet. Dadurch, dass du dein wahres Sein erfährst, das grenzenlos, unendlich und ohne Attribute ist, verliert die Person, mit der du dich vorher identifiziert hast, an Bedeutung. Sie verschwindet gewissermaßen als das was sie vorher für dich war, deine einzige Realität, ein winzig kleiner Ausschnitt des Ganzen. In Angesicht der Ganzheit und dieser Unendlichkeit, die du wirklich bist, verblasst der kleine Ausschnitt der begrenzten Person. Die Annahme, dass du allein dieser Körper bist, verschwindet. Die Annahme, dass du in dieser Welt bist, verschwindet und verkehrt sich in die Erfahrung, dass die Welt in DIR ist. Die alleinige Identifikation mit diesem begrenzten Ausschnitt verlagert sich auf die Unendlichkeit, die alles einschließt, was erscheint, auch die scheinbare Person. Das hat zur Auswirkung, dass der feste Bezug zu deiner Geschichte erlischt, dass du als der dir bekannte, ausschließliche Bezugspunkt in den Hintergrund gerätst. Das Zentrum der Wahrnehmung breitet sich in die Unendlichkeit aus. Du hörst auf an deine Vergangenheit als unumstößliche Realität zu glauben. Weder ist sie jemals geschehen, noch ist sie nicht geschehen. Die Bedeutung deiner Vergangenheit und die Umklammerung durch sie hört damit auf. Das ist sehr befreiend, eine unvorstellbare, unvermutete Erlösungsqualität, sodass es für das Individuum, dem Erwachen widerfährt, einen grundsätzlichen Wandel mit sich bringt. Das gesamte Selbst- und Weltbild, das vorher da war, bricht zusammen und ein anderes Sein entsteht, jenseits von Selbst- und Weltbildern. Das ist eine große Überraschung, wenn man es erfährt. Es ist sehr radikal.
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Ludmilla & Roland // Netzwerk-Erleuchtung Berlin